Überwachung der Augenlinsendosis

Stellungnahme der Strahlenschutzkommission

Verabschiedet in der 240. Sitzung der SSK am 02. Februar 2010
Veröffentlicht im BAnz Nr. 17 vom 01. Februar 2011

Abstract

Die Stellungnahme befasst sich mit Fragen nach den geeigneten Messgrößen zur konservativen Abschätzung der Augenlinsendosis für durchdringende Strahlung und für Strahlung mit geringer Eindringtiefe. Außerdem werden Besonderheiten bei der dosimetrischen Erfassung der Augenlinsendosis behandelt, Aussagen zu geeigneten Schutzausrüstungen für die Augenlinse gemacht und die in SSK-Band 43 (1998, 2. Auflage 2006) dargelegten Daten zur Organdosis der Augenlinse bewertet. Dazu wurden die vorliegende wissenschaftliche Literatur ausgewertet und umfangreiche neue Berechnungen der Konversionskoeffizienten für die Augenlinsendosis mit einem realistischeren Modell des menschlichen Auges und dem empfindlichen Linsenbereich und für verschiedene Messgrößen durchgeführt.

Auf der Basis der im wissenschaftlichen Anhang erläuterten neuen Daten wird u. a. folgende Stellungnahme abgegeben:

  • Die im SSK-Band 43 publizierten Daten zur Organdosis der Augenlinse und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen müssen entsprechend dem neuen Stand der Wissenschaft überarbeitet und ergänzt werden.
  • Bei Photonen-Strahlung reichen die Personendosis-Messgrößen Hp(0,07) bei Energien < 200 keV und Hp(10) bei Energien > 100 keV zur Abschätzung der Augenlinsendosis völlig aus. Im speziellen Fall der Röntgendiagnostik und dem Aufenthalt von Personen in Streustrahlungsfeldern reicht zur Ermittlung der Augenlinsendosis eine Messung der Oberflächen-Personendosis Hp(0,07) aus. Dabei muss entweder das zu tragende Personendosimeter auf einem Quader-Phantom kalibriert werden oder aber es muss bei einem Teilkörperdosimeter, das auf einem Stab-Phantom kalibriert wurde, sichergestellt sein, dass auch die Rückstrahlung vom Phantom vom Dosimeter richtig gemessen wird. Es wird empfohlen, zu untersuchen, welche der bisher zugelassenen Dosimeter die zweite Forderung bereits erfüllen.
  • Für Beta-Strahlung und in Bezug auf den empfindlichen Bereich in der Linse liefert die Personendosis-Messgröße Hp(3) die beste Abschätzung der Augenlinsendosis. Allerdings liefert auch Hp(0,07) bei allen üblicherweise verwendeten Radionukliden einen konservativen Wert für die Augenlinsendosis. Bei Radionukliden mit Beta-Energien bis etwa 1 MeV wird die Augenlinsendosis dabei jedoch erheblich überschätzt.
  • Bevor man zur Ermittlung der Augenlinsendosis die Messgrößen Hp(0,07) für Photonenstrahlung mit Dosimetern kalibriert auf dem Quader-Phantom und Hp(3) für Elektronenstrahlung einführt, wird empfohlen, die Relevanz einer Einführung durch Arbeitsplatzbetrachtungen (Analyse der vorhandenen dosimetrischen Daten an Arbeitsplätzen bzw. Ermittlung von Augenlinsendosen an Arbeitsplätzen, sofern nicht vorhanden) zu prüfen.

Die Strahlenschutzkommission hat die Stellungnahme „Überwachung der Augenlinsendosis“ und ihre wissenschaftliche Begründung in der 240. Sitzung am 02. Februar 2010 verabschiedet.