Neue Technologien (einschließlich UMTS): Schutz der Bevölkerung vor elektromagnetischen Feldern

Empfehlung der Strahlenschutzkommission

Verabschiedet in der 184. Sitzung der SSK am 31. März / 01. April 2003
Veröffentlicht im BAnz Nr. 127 vom 12. Juli 2003

Abstract

Die Exposition des Menschen gegenüber unterschiedlichsten elektromagnetischen Feldern nimmt im Berufsleben und im Alltag seit Jahren ständig zu. Die gegenwärtige Situation ist durch eine besonders dynamische Entwicklung und Umsetzung neuer Technologien gekennzeichnet, die – neben den bereits bestehenden – zusätzliche elektromagnetische Felder in unserer Umwelt erzeugen, die oft auch neuartige Eigenschaften aufweisen.

Die SSK hatte zu beurteilen, ob sich aufgrund neuartiger Emissionen aus einzelnen Quellen oder durch deren Zusammenwirken mit bestehenden Quellen ein Handlungsbedarf im Hinblick auf den Schutz der Bevölkerung vor elektromagnetischen Feldern ergibt. Das Ziel war nicht die vollständige Erfassung einzelner Quellen, sondern ein Überblick über neue Technologien. Vorrangig wurden folgende Komplexe betrachtet: Telekommunikation, Identifikations- und Warensicherungssysteme, Technologien in Verkehrssystemen, Anwendungen in Industrie und Gewerbe, Anwendungen in Haushalten und Büros, Technologien für medizinische, diagnostische und therapeutische Anwendungen sowie hoheitliche Anwendungen. Das Ergebnis dieser Recherche wird in einem Statusbericht zusammengefasst werden, der noch in diesem Jahr fertig gestellt wird.

Die Strahlenschutzkommission musste feststellen, dass die für eine Beurteilung notwendigen Daten oft nur mit großen Schwierigkeiten erhoben werden können.

Die Bewertung der vorliegenden Daten zu neuen Technologien zeigt folgende Entwicklung: Im Hochfrequenzbereich ist eine verstärkte Anwendung der drahtlosen Kommunikationssysteme zu verzeichnen. Neben der intensiveren Nutzung bisheriger Frequenzbänder werden weitere Frequenzbänder (bis in den GHz-Bereich) genutzt, und es erfolgt eine Umwidmung bisheriger Frequenzbänder für neue Technologien. Im Niederfrequenzbereich ist eine zunehmende Dominanz weiterer Frequenzen und Frequenzgemische zusätzlich zu den Frequenzen der Energieversorgung festzustellen. In beiden Frequenzbereichen werden zunehmend mehrere Quellen gleichzeitig angewendet, und mobile Quellen treten verstärkt auf.

Aus diesen Erkenntnissen heraus werden eine Reihe von Empfehlungen zum Schutz der Bevölkerung vor elektromagnetischen Felder aufgestellt. Hierzu zählen z.B. die Empfehlung, bei der Entwicklung von Geräten und der Errichtung von Anlagen die Minimierung von Expositionen zum Qualitätskriterium zu machen, die Forderung, dass Hersteller und Betreiber rechtzeitig vor der Einführung neuer Technologien die für eine gesundheitliche Bewertung notwendigen Emissionsdaten offen legen müssen, und die Empfehlung, vor und begleitend zur Einführung neuer Technologien die Öffentlichkeit über die Emissionen elektromagnetischer Strahlung und mögliche gesundheitliche Auswirkungen zu informieren. Mit dieser SSK-Empfehlung soll auch darauf aufmerksam gemacht werden, dass die aktuelle Normung es zulässt, dass einzelne Geräte so ausgelegt werden dürfen, dass sie für sich allein die Immissionsgrenzwerte bereits vollständig ausschöpfen, und es immer mehr Anwendungen gibt, für die derzeit keine gesetzlichen Grenzwerte zum Schutz von Personen vorhanden sind.

Die Strahlenschutzkommission hat die angesprochene Empfehlung auf ihrer 184. Sitzung am 31. März/01. April 2003 verabschiedet.