Mikrodosimetrie – HF

Stellungnahme der Strahlenschutzkommission

Verabschiedet in der 234. Sitzung der SSK am 14. Mai 2009
Veröffentlicht im BAnz Nr. 176 vom 20. November 2009

Abstract

Die Nutzung elektromagnetischer Felder (EMF) des Mobilfunks war und ist begleitet von Befürchtungen in Teilen der Bevölkerung, dass diese Felder gesundheitliche Schäden verursachen könnten.

Der einzige bislang gesicherte biophysikalische Wirkmechanismus elektromagnetischer Felder im fraglichen Frequenzbereich 10 MHz - 10 GHz („Hochfrequenz“) und technisch verwendeter Intensitäten ist die Erwärmung von Gewebe („thermische Effekte“), die zu thermoregulatorischen Reaktionen des Organismus oder, wenn diese nicht ausreichend sind, zu unphysiologischen Temperaturanstiegen und Schädigungen führen können. Dabei wird die absorbierte Leistung als SAR-Wert (Spezifische Absorptions Rate, Einheit W/kg) bestimmt.

Neben der Messung von Temperaturen kommt der SAR-Abschätzung durch dosimetrische Verfahren große Bedeutung zu. Diese Berechnungen sind allerdings „makroskopisch“, da sie in der Regel nicht für Gewebevolumen von weniger als 1 mm³ durchgeführt werden. Die der vorliegenden Stellungnahme zugrunde liegende Frage ist, ob es neben diesen makroskopischen auch mikroskopisch wirksame Effekte gibt, die z.B. dazu führen können, dass einzelne Zellen, Zellbestandteile oder Moleküle innerhalb von Geweben durch Absorption hochfrequenter EMF selektiv geschädigt werden können, selbst wenn makroskopisch keine schädlichen Temperaturerhöhungen gemessen oder berechnet werden. Es war daher zu prüfen, ob es in biologischen Systemen dieser Größenordnungsbereiche zu bisher nicht bekannten Wirkungen kommen könnte.

Aufgrund eingehender Beratungen, Literaturrecherchen und der Ergebnisse eines eigens durchgeführten Fachgesprächs mit ausgewiesenen Experten aus den Bereichen Physik, Chemie, Biologie, Dosimetrie und theoretischer Elektrotechnik kommt die Strahlenschutzkommission zu dem Schluss, dass es nach derzeitiger Faktenlage weder neue theoretische Modelle noch experimentelle Befunde gibt, die das Konzept der SAR-Bestimmung durch makroskopische Dosimetrie in Frage stellen. Es besteht daher keine Veranlassung, die bestehenden Grenzwerte zu senken.

Die Strahlenschutzkommission hat die Stellungnahme „Mikrodosimetrie - HF, Biologische Relevanz der Energiedeposition im mikroskopischen Bereich durch Felder des Mobilfunks“ und ihre wissenschaftliche Begründung in der 234. Sitzung am 14. Mai 2009 verabschiedet.