Langfristige Sicherung der Kompetenz auf dem Gebiet der Strahlenforschung und -anwendung in Deutschland – Wichtigste wissenschaftliche Disziplinen und Hauptakteure in der Forschung

Die Zukunft der Strahlenforschung in Deutschland: Bestandsaufnahme wichtiger Forschungsbereiche und aktiver Institutionen

Warum ist das Thema wichtig?

Die kommerzielle Nutzung der Kernenergie ist in Deutschland beendet. Trotzdem ist Strahlenforschung wichtig: Sie ist die Grundlage für einen erfolgreichen Strahlenschutz, der immer gewährleistet sein muss, wenn Menschen Strahlung ausgesetzt sind (z. B. in der Medizin, im Beruf, im Alltag). Zum Beispiel verwenden und erzeugen zahlreiche technologische Neuentwicklungen ionisierende und/oder nichtionisierende Strahlung. In diesen Fällen müssen etwaige Strahlenwirkungen bekannt sein und bewertet werden, damit sie im Strahlenschutz berücksichtigt werden können.

Mit ionisierender und nichtionisierender Strahlung befassen sich verschiedenste Fachgebiete. In vielen dieser Fachgebiete ist aktuell der Erhalt der Kompetenz im Strahlenschutz und in der Strahlenforschung in Deutschland bedroht.

Welche Fragen werden behandelt?

  • Welche gesellschaftliche Relevanz hat Strahlenforschung?
  • Welche Forschungsfelder sind in der Strahlenforschung aktuell wichtig – aus internationaler Sicht und aus Sicht der SSK?
  • Welche Forschungseinrichtungen sind in Deutschland in der Strahlenforschung aktiv?

Was sind die Kernaussagen der SSK zu diesem Thema?

  • Die Exposition durch ionisierende und nichtionisierende Strahlung und die damit verbundenen möglichen gesundheitlichen Auswirkungen auf den Menschen betreffen die Gesellschaft als Ganzes. Der hohe Stellenwert der Strahlenforschung in Deutschland sollte erhalten bleiben. Dafür sind auch der Erhalt und der Ausbau von Infrastruktur erforderlich.
  • Als besonders wichtig bewertet die SSK im Bereich der ionisierenden Strahlung: Strahlenbiologie, Strahlenepidemiologie, Strahlenrisikobewertung, medizinische Anwendungen ionisierender Strahlung, Radioökologie, Strahlenmesstechnik, Dosimetrie und Schutz bei radiologischen und nuklearen Notfällen inklusive medizinischem Notfallschutz.
  • Anzeichen für besorgniserregende Defizite sieht die SSK, insbesondere in der grundlagenorientierten Strahlenbiologie sowie in der Strahlenepidemiologie, Strahlenrisikobewertung, Radioökologie, Strahlenmesstechnik und Dosimetrie.
  • Außerdem erachtet die SSK die UV-Forschung als besonders wichtig. In diesem Bereich sind aktuell in Deutschland nur drei Institutionen Die SSK ist besorgt, dass damit der Bedarf an Fachkompetenz auf lange Sicht nicht mehr gedeckt werden kann.
  • Für den Erhalt von Kompetenz in der Strahlenforschung ist das Zusammenwirken von universitären und außeruniversitären Forschungsinstituten sowie von Ressortforschungseinrichtungen wichtig.

Abstract

In einem Beratungsauftrag vom 11. November 2020 bat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit die SSK, die im Jahr 2006 formulierte Empfehlung der SSK zum Thema „Langfristige Sicherung des Kompetenzerhaltes auf dem Gebiet der Strahlenforschung in Deutschland“ zu überprüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten. Dabei soll die SSK die Frage beantworten, wer zukünftig in Deutschland noch die Möglichkeit haben wird, Grundlagenforschung im Strahlenschutz zu betreiben, und welche Maßnahmen zur Förderung der Strahlenforschung ergriffen werden können.

Die vorliegende Stellungnahme nimmt als ersten Schritt eine Identifizierung der wichtigsten Kompetenzfelder sowie Akteure zur langfristigen Sicherstellung der Kompetenz in der Strahlenforschung vor. Im Anschluss an diese Stellungnahme wird die SSK Empfehlungen entwickeln, durch welche Maßnahmen die Forschung im Bereich ionisierender und nichtionisierender Strahlung in Deutschland gestützt und die Kompetenz langfristig gesichert werden kann.