Heft 62: Wirkung hochfrequenter Felder auf das Genom: Genotoxizität und Genregulation
Redaktion: Marina Grunst, Bonn
2009, 93 Seiten, 1 Abbildung, 5 Tabellen
ISBN 978-3-87344-157-6, 10,00 €
Abstract
Die Möglichkeit einer gesundheitsgefährdenden Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer Felder (HF-Felder) wird kontrovers diskutiert. Durch die zunehmende Verbreitung von Technologien, die auf HF-Feldern beruhen, wie dem Mobilfunk, gewinnt diese Frage besondere Bedeutung.
Die Strahlenschutzkommission (SSK) hat im Jahre 2001 eine Empfehlung zu „Grenzwerten und Vorsorgemaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor elektro¬magnetischen Feldern“ veröffentlicht. Seit 2001 ist eine Vielzahl von Publikationen erschienen, die eine neuerliche Bewertung durch die SSK notwendig gemacht haben. Die vorliegende Stellungnahme bezieht sich auf die Frage, ob hochfrequente elektromagnetische Felder von Funkanwendungen, wie Rundfunk oder Mobilfunk, bei Feldstärken unterhalb der Grenzwerte Veränderungen im Genom und/oder bei der Genexpression (Genregulation) induzieren können.
Seit der letzten Empfehlung der Strahlenschutzkommission von 2001 sind klare Fortschritte bezüglich des Designs von Expositionseinrichtungen mit exakter Dosimetrie erzielt worden, die eine kontinuierliche Überwachung der experimentellen Parameter sowie Blindversuche erlauben.
Bezüglich der genotoxischen Wirkung der HF-Felder sind keine Erkenntnisse erzielt worden, die eine gesundheitsschädigende Wirkung wahrscheinlicher machen. Die wenigen Arbeiten mit positiven Befunden ließen sich selbst in gut entworfenen Wiederholungsstudien nicht bestätigen. Auf der Grundlage des heutigen Erkenntnisstandes sind Einzelarbeiten zur Frage der Interaktion von HF-Feldern mit dem Genom kaum noch gerechtfertigt. Für weitere Untersuchungen hält die SSK vielmehr Multicenter-Studien mit einem gemeinsamen Studiendesign für unbedingt erforderlich.
Ein Einfluss von HF-Feldern auf die Apoptose ist aus heutiger Sicht nicht zu erwarten.
Die Frage, ob sich HF-Felder auf die Expression und die Aktivierung von „Heat Shock“-Proteinen auswirken, hat sich zunächst als viel versprechender Ansatz präsentiert, jedoch hat sie auf der Grundlage der aktuellen Erkenntnisse deutlich an Bedeutung verloren. Auch wenn möglicherweise hier noch einige Fragen offen sind, muss darauf hingewiesen werden, dass die überwiegende Mehrheit der Untersuchungen negativ war und dass Reproduktionen gescheitert sind. Insgesamt hat sich in den Experimenten zur Genexpression kein Trend gezeigt, der direkt weiterverfolgt werden müsste.
Aufgrund der Auswertung der wissenschaftlichen Literatur bis Oktober 2006 stellt die SSK fest, dass sich auch aus der neueren Literatur weder ein wissenschaftlich begründeter Verdacht auf eine genotoxische Wirkung von HF-Feldern noch ein wissenschaftlich begründeter Verdacht auf einen Einfluss von HF-Feldern auf die Genregulation ergibt. Die Ergebnisse der vorliegenden Studien geben daher insgesamt keinen Anlass, von einer gesundheitsgefährdenden Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf das Genom auszugehen und die geltenden Grenzwerte in Frage zu stellen.
Die Strahlenschutzkommission hat die Stellungnahme mit wissenschaftlicher Begründung zur „Wirkung hochfrequenter Felder auf das Genom: Genotoxizität und Genregulation“ in ihrer 213. Sitzung am 05./06. Dezember 2006 verabschiedet.